Auf einen Kaffee…zum Thema Engagement

von | Sep 13, 2020 | #mehrGESPRÄCHE, Regionalentwicklung, Textbeitrag

Liebe Leser und Leserinnen, 

wir freuen uns, Ihnen heute den zweiten Beitrag unserer Reihe „Auf einen Kaffee mit…“ zu präsentieren. Jeden Monat suchen wir den Dialog mit interessanten Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Bereichen und sprechen gemeinsam über Werte, den Wandel unserer Zeit und alte und neue Perspektiven auf die Themen, die unsere Gesellschaft beschäftigen. Unser heutiger Gast ist Kirsten Korte, Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar. In welchen Formen sich Frau Korte beruflich sowie privat engagiert und wieso sie die Weiterentwicklung des Ehrenamtes ganz aktiv und mit viel Leidenschaft fördert, erfahren Sie in unserem Interview mit ihr. 

Herzlich Willkommen, Frau Korte. Wir wollen Sie unseren Lesern zunächst ein wenig vorstellen – Sie sind als Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar tätig. Können Sie uns den Verein kurz vorstellen?

Kirsten Korte

Der Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Mannheim, der schon aus einer Initiative hervorging, die 1898 von den Städten Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, der IHK Pfalz, der IHK Rhein-Neckar sowie dem damaligen Raum-Ordungsverband Rhein-Neckar und der BSF gegründet wurde. Die Idee war es, die wichtigsten Personen und Unternehmen aus der Region und der Metropolregion, nämlich aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, zusammenzubringen mit dem Ziel, die Region für die Zukunft aufzustellen, aber auch das Zusammenwirken in der Region zu verbessern. Und das ist eigentlich in dem Sinne auch unser Auftrag. Wir wollen die Metropolregion Rhein-Neckar fördern, in der Form, in der wir es jetzt tun. Deshalb sind wir eben auch als Förderraum gegründet und zusammengelegt worden mit dem damaligen Verein Rhein-Neckar Dreieck e.V. und mit der Initiative Metropolregion Rhein-Neckar. Herausgekommen ist 2006 die Gründung der Metropolregion Rhein-Neckar. 

Wir führen in eigener Trägerschaft Projekte durch und stärken den Austausch zwischen den wichtigen Säulen der Region: Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Darüber hinaus fördern wir regionale Initiativen für gemeinnützige Zwecke in den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Bildung und Erziehung und auch Kunst, Kultur und Sport. Hinzu kommen Bereiche wie die regionale Identität, Umweltschutz und bürgerschaftliches Engagement. Und es zeigt sich auch in der Struktur unserer Mitglieder, dass wir eine breite Masse ansprechen und Vertreter von all diesen Institutionen aufweisen. Wir haben große Unternehmen, aber auch kleinere Unternehmen und Einzelpersonen in unseren Reihen, die sich gemeinsam für die Region einsetzen und das ist eigentlich das, was uns ausmacht, nämlich das Vernetzen und das vertrauensvolle Zusammenarbeiten über diese Bereiche hinweg. Man kann  eigentlich  sagen, im Ehrenamt engagieren sich hier viele wichtige Köpfe aus der Region, um die Metropolregion voranzubringen und für die Zukunft aufzustellen. Wir arbeiten mit prominenten Vertretern aus der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik zusammen, die hier einen strategischen Dialog führen für die Regionalentwicklung. Und der Vorsitzende derzeit ist Herr Heinz von der BSF. 

Kommen wir zum Thema regionales Engagement – auf Ihrer Website formulieren Sie ein spannendes Ziel: Die Region Rein-Neckar soll bis 2025 als eine der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Regionen Europas bekannt und anerkannt werden. Mit welchen Mitteln und Ansätzen arbeiten Sie daran, dieses Ziel zu erreichen?

In der Tat, ein spannendes und herausforderndes Ziel, was sicherlich 2025 noch nicht abgeschlossen sein wird. Viel mehr wird es weiterwirken. Aber wir arbeiten mit vereinten Kräften in verschiedensten Institutionen der MRN an der Verwirklichung dieses Zieles. Wir müssen uns alle in unserer Gesellschaft immer wieder komplexeren Herausforderungen, Situationen und Fragestellungen stellen. Jede Region und eben auch wir hier in der MRN. Aber wir versuchen gemeinsam, in unseren eigenen Institutionen, aber eben auch mit Kooperationspartnern die besten Antworten zu finden, sodass wir uns differenzieren von anderen Regionen. Wir haben hier in der Region auch besondere Begebenheiten. Unsere Region ist letztendlich eine sehr fortschrittliche, lebenswerte und engagierte Region, was uns immer wieder so auch bestätigt wird. Dementsprechend versuchen wir, die richtigen, zukunftsweisenden Antworten auf verschiedene Fragen zu finden. Wir wollen auch für bestimmte Dinge Lücken schließen. Deshalb behandeln wir ebenso das Thema europäische Zusammenarbeit und fragen uns: wie stehen wir in dem Kontext da? Wir suchen generell eigentlich immer nach den richtigen Lösungen und haben uns Handlungsfelder vorgegeben, die wir schon seit vielen Jahren mit entsprechenden Projekten strategisch verfolgen. Das sind Themen der Innovationsförderung, aber auch des Umweltschutzes und der Mobilität. Das ist für eine Region wie unsere sehr wichtig. Wir wollen die Unterschiede zwischen Stadt und Land aufheben. Aber auch die Themen Kultur und Bildung sind sehr relevante Themen in der MRN – genauso wie der gesamte Bereich Engagement. 

Was „tut“ Engagement Ihrer Ansicht nach für unsere Gesellschaft – weshalb ist es so wichtig, sich vor allem auch für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Engagement in seinen verschiedensten Formen einzusetzen? 

Erst einmal kann man festhalten, dass die MRN eine überaus engagierte Region ist. Das sagen wir nicht nur von uns selbst, dass spüren wir alle zwei Jahre bei unserem Freiwilligentag, bei dem wir immer wieder dazu aufrufen, das Engagement in der Region zu unterstützen, selber mitzumachen, vielleicht auch dabeizubleiben, um ihm damit auch eine gewisse Sichtbarkeit zu geben. Das wollen wir natürlich besonders hervorheben, weil uns gerade Krisen gezeigt haben, wie wichtig Engagement ist. Und weil es uns in der Region auch ein Stück weit widerstandsfähig macht gegen diese Krisen. Und deswegen betone ich auch immer wieder, dass es wichtig ist, das zu unterstützen: dass es Menschen, aber auch Unternehmen gibt, die sich einsetzen für die Region, für den Zusammenhalt. Und da gibt es nicht nur Vereine, sondern auch Initiativen, die es in allen möglichen Formen zu unterstützen gilt. Zum Beispiel in Bezug auf die Themen Weiterbildung, Digitalisierung, aber auch in der Vereinfachung, also wie die Menschen, die im Ehrenamt tätig sind, Anträge schreiben oder Genehmigungen erhalten für bestimmte Feste. Da gibt es viele Möglichkeiten, diese Vielfalt und auch die Demokratie, in der wir leben, zu erhalten. Das Engagement ist meiner Meinung nach einfach ein wichtiger Baustein für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. 

Und welche Maßnahmen oder Anreize sind Ihrer Meinung nach nötig, um Engagement noch oder wieder attraktiver zu machen?

Kirsten Korte und Anja Lothschütz im Gespräch

Ich glaube, wir müssen flexibler werden. Wir müssen nicht immer nur in den herkömmlichen Strukturen denken, sondern beachten, dass es nicht nur Vereine gibt in den klassischen Formen, sondern auch Bürgerinitiativen. Wr müssen darauf achten, wie wir auch die jungen Leute wieder motivieren, sich einzubringen für die Gesellschaft, um damit dann der immer weiter fortschreitenden Individualisierung entgegenzuwirken. Es muss Spaß bringen, etwas gemeinsam zu entwicklen und ich denke, das kann man durch Aktionen wie den Freiwilligentag erfolgreich erreichen, einfach auch, um zu zeigen, wie wir ticken, um mal reinzuschnuppern. So etwas hilft auf jeden Fall, auch jungen Menschen den Einstieg zu erleichtern, um Gedanken anzuregen. Aber wir wollen auch die Teilhabe von Menschen aus anderen Ländern vereinfachen. Diese Menschen kennen die Strukturen, wie wir sie hier in Deutschland haben, vielleicht nicht und wir wollen sie dazu einladen, mitzuwirken. Ebenso wie Menschen, die vielleicht Einschränkungen haben. Und auch das Thema Digitalisierung ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Wie können wir das Ehrenamt auch ins Netz, in die Digitalisierung, in den Austausch bringen? Und natürlich nicht zu vergessen: unsere Gesellschaft wird älter, aber nicht unaktiver. Im Gegenteil: wie schaffen wir es eigentlich, generationenübergreifend Engagement zusammenzubringen? Da ist der Austausch extrem wichtig und von daher kann ich wieder nur appellieren: unser Freiwilligentag ist eine ganz ideale Plattform, um aktiv zu werden. 

Engagieren Sie sich auch privat? 

Ja, das tue ich. Neben meiner Arbeit, die sich ja auch schon viel in diesem Bereich bewegt, bin ich selber noch in einem Sozialclub, im Rotary Club und auch im Stiftungsrat des Fördervereins der REM Museen in Mannheim tätig. 

Verraten Sie uns, was Ihre persönliche Motivation für Ihr Engagement ist?

Das Zusammenbringen, der Austausch der Generationen, gerade in einem Förderverein vom Museum. Dort engagieren sich klassischerweise eigentlich eher ältere Personen. Deshalb ist es spannend zu erleben, wie wir auch junge Leute begeistern können für das Museum, für Kultur, für Geschichte. Aber auch mit dem Rotary Club, mit dem wir uns immer in verschiedenen Sphären bewegen, ist es spannend, aber vor allem notwendig, Menschen zu unterstützen, die es nicht ganz so einfach haben. Und es ist immer wieder eine große Freude, zu sehen, dass das Leben, wenn man Leuten hilft oder sich gegenseitig unterstützt, so viel einfacher sein kann. In der Gemeinschaft sollten wir mit einem großen Wir statt mit einem kleinen Ich agieren. Also ein kleines Ich mit einem großen Wir, das ist einfach das, was mich antreibt, mich ehrenamtlich zu engagieren. 

Was ist der Unterschied zwischen beruflichem und privatem Engagement – gibt es bei beiden Engagementformen einen gemeinsamen Nenner? 

Das ist bei mir natürlich sehr herausfordernd. Ich bringe Leute einfach gerne zusammen, ich bin gerne mit Menschen zusammen. Ich gebe auch gerne etwas ab. Von daher ist es bei mir kein großer Unterschied. Es gibt bei mir eine große Überschneidung zwischen privatem und beruflichem Engagement. Deswegen würde ich sagen, ich habe genau den den richtigen Platz für mich gefunden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements (und damit vor allem für Vereine und gemeinnützige Organisationen)? 

Also ich wünsche mir einfach, dass wir etwas offener werden in unseren Strukturen, dass wir es schaffen, jüngere Leute zu begeistern. Dass wir miteinander unsere Gesellschaft stärken und uns gegenseitig auch stützen. Dass jeder so ein bisschen etwas von sich abgibt, dass wir Respekt voreinander haben. Und auch, dass wir uns das, was wir jetzt in der Corona-Krise erlebt haben, also das gemeinsame Durchstehen in so einer Situation, aber eben auch der  Dialog, den wir führen müssen, um uns mit verschiedensten Dingen und auch Meinungen auseinanderzusetzen, erhalten. Das ist glaube ich ein ganz großer Grundwert unserer Demokratie, auch ganz besonders in Deutschland. Wir können glauben, was wir wollen und dafür auch eintreten. Aber dafür muss man respektvoll miteinander umgehen und das würde ich mir auf jeden Fall wünschen. Also das Beibehalten von Engagement über Generationen hinweg, über verschiedenste Kulturen, und die Teilhabe von allen Menschen mir deren verschiedenen Facetten. Die Vielfalt macht unsere Gesellschaft doch einfach aus – und bringt noch dazu  sehr viel Spaß. 

 

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