Gründertum. Für viele Menschen ein großer Schritt. In die Selbstständigkeit. In die Unsicherheit. In die Freiheit? Wer gründen möchte, der muss innovativ denken, der braucht eine Idee. Eine richtig gute Idee, mit der sich am besten viel Geld verdienen lässt. Stimmt doch, oder?
Dabei sind es oftmals jedoch nicht nur ihre Ideen und ihre Visionen allein, die Gründern dazu verhelfen, ein Unternehmen aufzubauen, Mitarbeiter zu beschäftigen und Geld zu verdienen. Viel mehr noch sind Geschick, eine gute Organisation, ein noch besseres Netzwerk und viel harte Arbeit gefragt. Und doch entscheiden sich immer mehr Menschen jeden Alters dazu, ein Unternehmen zu gründen oder sich selbstständig zu machen. Ist das ein nur ein vorübergehender Trend oder steckt mehr dahinter?
Ein Rückblick: Die Gründungstätigkeit in Deutschland im Jahr 2018
Wir starten mit einer Prognose: Neue Formen der Erwerbstätigkeit werden sich in den kommenden Jahren nicht nur in Deutschland, sondern viel mehr auf der ganzen Welt etablieren und den bestehenden Arbeitsmarkt revolutionieren. Unsere Prognose ist nicht neu. Viel mehr wird sie durch Modelle wie Homeoffice, Coworking und Teilzeittätigkeiten bestätigt und bewahrheitet sich damit schon heute. „New Work“ ist schließlich nicht umsonst einer der Megatrends, welcher sich unter anderem mit dem Sinn von Arbeit und damit auch mit dem Sinn unseres Handelns beschäftigt. Dabei ist die Sinnfrage für immer mehr Menschen ein entscheidender Faktor bei der Wahl und der Ausübung ihrer Erwerbstätigkeit. Statt uns festgefahrenen Strukturen und veralteten Hierarchien unterzuordnen, streben wir zunehmend nach agilen Prozessen und flexiblen Arbeitsbedingungen.
Und so überrascht es nicht, dass sich im Jahr 2018 die bisher rückläufige Grundungstätigkeit in Deutschland wieder stabilisiert hat. So war es doch vor allem die rekordträchtige deutsche Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre, die eben jenen Gründergeist belastet und geschwächt hat. Ein Zustand, der sich langsam aber sicher ändert. Denn besonders Neugründungen lagen 2018 voll im Trend, wie der KfW-Gründungsmonitor 2019 nun aufzeigt. So bauten ganze acht von zehn Existenzgründer gänzlich neue unternehmerische Strukturen erstmalig auf und dominierten damit die deutsche Gründungstätigkeit des vergangenen Jahres. Und auch der Anteil an weiblichen Existenzgründerinnen stieg um 4% an, was deren Gesamtanteil unter den deutschen Gründern auf 40% anwachsen ließ.
Welche Gründer gründen wieso?
Fragt man bei selbstständigen Unternehmern oder Freiberuflern nach den Gründen für die Wahl ihres flexiblen und eigenverantwortlichen Arbeitsmodells, so sind es häufig vor allem Unabhängigkeit und Flexibilität, die als ausschlaggebende Argumente für die Existenzgründung genannt werden. Der Anteil sogenannter Chancengründer, also Gründer, die eine Geschäftsgelegenheit nutzen, blieb, nach Angaben des KfW-Gründungsmonitors 2019, auch im Jahr 2018 unverändert bei 70%. Die Zahl der Notgründer, die also aufgrund mangelnder Erwerbsalternativen gründeten, nahm hingegen zu. Die Anzahl eben jener Notgründer verzeichnet einen Gesamtanteil der deutschen Gründungstätigkeit von 27%.
Und doch sind es oftmals nicht die fehlenden Jobangebote, sondern viel mehr der Wunsch nach Eigenverantworlichkeit und die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, die Gründer dazu bewegen, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Eine Tendenz, die zur Folge hat, dass viele Gründer allein agieren und keine Co-Gründer oder Mitarbeiter haben. Der Anteil von Gründern, die Mitarbeiter beschäftigen, geht seit dem Jahr 2010 sogar stetig zurück.
Kein Wunder also, dass sich sogenannte Coworking-Spaces zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die Büroräume bieten Selbstständigen und Freiberuflern die Möglichkeit, sich mit Kollegen oder Kunden auszutauschen und somit ihr Netzwerk stetig zu erweitern. Eine Entwicklung, die nicht überrascht. Schließlich zählen auch Konnektivität und Mobilität zu den Megatrends, die unsere Gesellschaft in Zukunft mehr und mehr beeinflussen und prägen werden.
(Quelle: KfW-Gründungsmonitor 2019)