Traditionelle Produktentwicklung mit Wertfunktion
Volker Maurer ist Maschinenbauingenieur bei einem typisch deutschen, mittelständischen Unternehmen. Und er ist stolz darauf. Denn Produktentwicklung „made in Germany“, sagt er, bedeute Perfektion in der Funktion. Und zwar schon immer. Der Erfolg deutscher Qualitätsware, fügt er hinzu, basiere schließlich zum Großteil auch auf der deutschen Geschichte.
Traditions- und Familienunternehmen: Viel Expertise und noch mehr Tradition
„Made in Germany“ – das ist auch heute noch ein Gütesiegel, ein Qualitätsnachweis, der auf der ganzen Welt gilt. Besonders Familien- oder sogenannte Traditionsunternehmen sind wichtige Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft und bieten jungen, aufstrebenden Talenten ebenso hervorragende Arbeitsbedingungen wie erfahrenen und alteingesessen Routiniers. Begonnen, erzählt Volker Maurer, habe die Entwicklung und Erfindung technischer Errungenschaften bereits in der Nachkriegszeit im Anschluss an den zweiten Weltkrieg. Die deutsche Wirtschaftswunderzeit beschreibt den rasanten wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik ab den 1950er Jahren, der unmittelbar auf die Schrecken des zweiten Weltkriegs folgte. Über die Bezeichnung „Wirtschaftswunder“ streiten sich Volkswirte zwar noch heute – unbestritten sind jedoch die Auswirkungen und Folgen, die die deutsche Wertarbeit mit sich brachte. Volker Maurer sagt: „In der Nachkriegszeit war es elementar, Entwicklung und Produktion anzukurbeln. Nur so konnte Deutschland in vielen technischen Bereichen zum Weltmarktführer werden. Unser heutiger Erfolg beruht deshalb immer auch auf der Arbeit und dem Mut unserer Vorväter.“
Doch was genau zeichnete die Arbeit der Nachkriegsgeneration eigentlich aus? Welche Werte ebneten deutschen Unternehmen den Weg zu ihrem Erfolg? Volker Maurer erklärt: „Viele Produkte sind aus einem neuen Kulturverständnis heraus entstanden. Die Kombination aus Funktionalität und Design liefert noch heute eine Qualität, die sich auf der ganzen Welt verkaufen lässt. Deutsche Produkte sind mit einem Gefühl von Sicherheit, Vertrauen, Qualität, Seriosität und vor allem Tradition verbunden. Das schätzen Kunden.“
Innovationskraft und Tradition – wie passt das zusammen?
Die Möglichkeit, innovative Produkte mit traditionellen Mitteln zu entwickeln, basiert neben Wissen und Können jedoch immer auch auf den passenden Rahmenbedingungen. Auch diese seien in deutschen Traditionsunternehmen fast überall gegeben, sagt Volker Maurer: „Um etwas frei entwickeln zu können, braucht es Rahmenbedingungen wie finanzielle, emotionale und soziale Unabhängigkeit. So entstehen die besten Erfindungen.“ Und auch Werte wie Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Gründlichkeit seien wichtige Faktoren, die von der Chefetage vorgelebt und an die Mitarbeiter weitergegeben werden müssten. Umso mehr bedauert der 53-jährige Ingenieur die Entwicklung der Wertekultur einiger bedeutender Traditionsunternehmen in den letzten Jahren. Auf Grund falscher Wertvorstellungen, die die Unternehmen verfolgten, entstünden folglich Skandale, mit Hilfe derer sich die Unternehmen von heute auf morgen ihren guten Ruf verspielten, kritisiert er und fügt hinzu, dass ihn im Gegensatz dazu besonders die „Schwabenmentalität“ stets sehr beeindrucke. Er findet: „Die Kombination aus Bastler, Tüftler und Sparer und die Fähigkeit, mit vorhandenen Mitteln die optimale Lösung zu finden, die gleichzeitig einfach und funktional ist, so entsteht Qualitätsware.“
Und wie steht Volker Maurer zu internationalen, jungen Nachwuchskräften, die auch einem stabilen Land wie Deutschland dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen? „Ich finde es besonders im Zuge der anhaltenden Globalisierung wichtig, internationale Talente in Deutschland auszubilden und zu beschäftigen“, erklärt er, „schließlich geht es darum, unsere traditionellen Werte weiterzugeben, sowohl an Fachkräfte aus dem In- als auch aus dem Ausland. Nur so können wir uns unsere Traditionen erhalten und sicherstellen, dass sie modern und innovativ weiterentwickelt werden.“
Schließlich ist es nicht nur die Globalisierung, sondern auch die Digitalisierung, die Arbeitnehmern jeden Alters und Unternehmen jeder Größe heutzutage ein hohes Maß an Flexibilität und Innovationskraft abverlangt. Umso wichtiger sei es, sagt Volker Maurer abschließend, dass sich Traditionsunternehmen offen gegenüber innovativen Maßnahmen zeigten, ohne dabei ihre traditionellen Werte zu verleugnen: „Wir brauchen mehr Fachkräfte, die den richtigen Riecher für Innovationen haben, zugleich aber sehr traditionell denken. Die Balance halten zwischen Tradition und Innovation – das ist es, was wir kommenden Generationen vermitteln müssen.“